Stillstand am Meer: Wie es mit der Villa Baltic in Kühlungsborn weitergeht

Von Carsten Ausmann 52 Jahre
Die Villa Baltic in Kühlungsborn ist ein beeindruckendes Zeugnis vergangener Zeiten – und zugleich ein Symbol für die Herausforderungen der Denkmalpflege an der Ostseeküste. Seit Jahren steht die prachtvolle, aber zunehmend verfallende Villa leer. Trotz großer Pläne und Investoreninteresse bleibt ihre Zukunft ungewiss. Was wird aus diesem besonderen Ort?
Als ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal mit meiner Familie in Kühlungsborn Urlaub machte, war mein Sohn gerade vier Jahre alt. Wir spazierten an der Promenade entlang, genossen das Rauschen der Ostsee – und standen irgendwann vor einem beeindruckenden, aber damals schon in die Jahre gekommenen Gebäude: der Villa Baltic.
Damals dachte ich, irgendwann wird dieses stolze Haus sicher in neuem Glanz erstrahlen. Heute, 22 Jahre später – mein Sohn ist inzwischen 26 –, muss ich feststellen: Es hat sich kaum etwas geändert. Die Villa steht noch immer da, leer, verlassen, vom Zahn der Zeit weiter gezeichnet. Und die Hoffnung auf eine Sanierung scheint in weite Ferne gerückt.
Große Pläne, geplatzte Träume
Seit Jahren gab es immer wieder Ideen und Investoren, die die Villa Baltic retten wollten. Zuletzt planten die Brüder Jan und Berend Aschenbeck, das Gebäude aufwendig zu sanieren. Ihr Konzept sah vor, zusätzlich ein Hotel auf dem benachbarten Grundstück zu errichten, um die hohen Kosten der denkmalgerechten Sanierung zu decken. Ein nachvollziehbarer Plan – immerhin ist der Erhalt eines solchen Denkmals eine enorme finanzielle Herausforderung.
Doch die Stadtvertretung Kühlungsborn konnte sich nicht auf eine klare Entscheidung einigen. Bei der entscheidenden Abstimmung kam es zu einem Patt – neun Stimmen dafür, neun dagegen. Ohne die notwendige Unterstützung zogen sich die Investoren Anfang 2025 zurück.
Stillstand statt Fortschritt
Damit bleibt die Villa Baltic erneut ohne Perspektive. Der Verfall schreitet weiter voran. Und weil eine rein private Nutzung aufgrund denkmalrechtlicher Vorgaben ausgeschlossen ist, wird es für zukünftige Investoren nicht einfacher. Die Auflage, das Haus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, stellt hohe Anforderungen an neue Nutzungskonzepte.
Es ist bitter zu sehen, wie ein so geschichtsträchtiger Ort langsam zerfällt, während Möglichkeiten ungenutzt verstreichen. Kühlungsborn hätte mit der sanierten Villa Baltic ein kulturelles Aushängeschild ersten Ranges – doch bislang bleibt dieser Schatz verborgen und dem Verfall preisgegeben.
Ein Ort voller Erinnerungen – und Hoffnung?
Für mich persönlich bleibt die Villa Baltic ein Ort voller Erinnerungen. An kleine Kinderhände, die staunend an den Mauern entlangstreiften, an sonnenüberflutete Spaziergänge und an die still gehegte Hoffnung, eines Tages hier ein Café oder ein kleines Museum zu besuchen.
Vielleicht gibt es ja doch noch einen Neuanfang. Vielleicht finden sich neue Unterstützer, mutige Investoren oder ein tragfähiges Konzept, das die Schönheit und Geschichte dieses Hauses bewahrt. Verdient hätte es die Villa Baltic allemal – und Kühlungsborn auch.
Quellen:
NDR: Villa Baltic in Kühlungsborn – Investor spricht von Rückzug
Tagesschau.de: Villa Baltic – Investoren ziehen sich zurück
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